
1270 - 2020 – 750 Jahre Ersterwähnung der Stadt Templin – ein Grund zum Feiern
Templin, gelegen im nördlichen Teil Brandenburgs, auf dem Gebiet der Uckermark inmitten idyllischer Seen und ausgedehnter Wälder, gehört zu den geplanten mittelalterlichen Stadtgründungen.
Um 1230 erwarben die Söhne Albrechts II., die askanischen Markgrafen Johann I. und Otto III., das Territorium von den Pommernherzögen. Dadurch wurde das Land brandenburgisch, was auch der brandenburgische Adler im Templiner Stadtwappen wiederspiegelt. Aufgrund der strategisch und militärisch günstigen Lage beschloss man die Gründung einer Stadt, die 1230 erfolgte. Das Stadtrecht wurde nach dem Bau der ersten Befestigungsanlagen verliehen. Allerdings ist nur die urkundliche Ersterwähnung als „TEMPLYN“ am 2. Oktober 1270 anlässlich eines Ländertausches der Gebiete und Städte Löwenberg und Königsberg zwischen den askanischen Markgrafen Johann, Otto und Konrad und dem Bischof Heinrich von Brandenburg überliefert.
Die Templiner Stadtherren verstanden es, sich im Laufe der Zeit von ihren ständig wechselnden Landesherren immer neue Rechte zusichern zu lassen und sich so einen umfangreichen Besitz anzueignen. Bereits 1320 besaß die Stadt das Recht zum Betreiben einer Mühle und auf die Erhebung von Brückenzoll. Hinzu kam umfangreicher Wald- und Wiesenbesitz. Die Stadt hatte die Gerichtsbarkeit auch über die umliegenden Dörfer inne. In der Stadt durften die Landesherren keine Festung bauen.
Die Wehranlage mit ihren Toren und Wikhäusern, die noch heute abgesehen von einigen jüngeren Durchbrüchen erhalten ist, wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts aus Feldsteinen errichtet.
Die Stadt wurde oft von großen Katastrophen heimgesucht. So zerstörten Brände in den Jahren 1492, 1530, 1618 und 1735 die Stadt völlig und entvölkerten sie. Seuchen, Missernten und Naturkatastrophen vernichteten die Errungenschaften der Bewohner. Anfang des 17. Jh. löschte der 30jährige Krieg und die ihn begleitende Pest die Stadt bis auf ca. 300 Einwohner aus.
1722 gab es wieder 162 strohgedeckte Häuser und 103 Scheunen in der Stadt, es lebten 1381 Bürger in Templin.
Nach dem großen Stadtbrand von 1735, den nur die Stadtmauer und das Sankt-Georgen-Hospital überstanden, wurde auf Befehl König Friedrich Wilhelm I. ein Plan zum Neuaufbau der Stadt entworfen. Nach seinem Tod unterstützte sein Sohn Friedrich II. den Wiederaufbau, wofür ihm die Stadt 1902 ein Denkmal in Form einer Büste am Rathauseingang setzte. Er erließ bis zur Fertigstellung die Steuerzahlungen und verbot bei Strafe die Abwanderung aus der Stadt. So konnten bis 1741 die Häuser wieder aufgebaut werden, die Scheunen wurden außerhalb errichtet. Die Stadt wurde nach barockem Muster neu gegliedert, in rechteckige Häuserblocks aufgeteilt und erhielt so ihre heutige Form. Die damals errichteten Fachwerkbauten mit einem Erd- und Obergeschoss sind z. B. in der Rühl-, der Berliner Straße und Martin-Luther-Straße heute noch erhalten. Zusätzlich wurden einige Tore in die Mauer integriert, um schneller ans Wasser zu gelangen .
1749 konnten die neue Maria-Magdalenen-Kirche und 1751 das neue Rathaus eingeweiht werden.
Erneute Verluste brachten auch die Napoleonischen Kriege und die folgenden Befreiungskriege. Jedoch wurde Templin infolge der Preußischen Reformen 1817 zur Kreisstadt erhoben, wodurch sich Templin zu einer Verwaltungs- und Beamtenstadt entwickelte. 1861 wies die Stadt 363 Wohngebäude auf sowie 780 Baulichkeiten, die gewerblichen und wirtschaftlichen Zwecken dienten. Dazu gehörten z. B. eine Druckerei, eine Tuchfabrik, vier Leinenfabriken, zwei Brauereien, zwei Destillieranstalten, eine Leimsiederei, eine Kalkbrennerei, drei Ziegeleien und drei Mühlen.
Der aufblühende Verkehr in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts führte zwar zum Ausbau der Straßen und schließlich zum Anschluss an das Eisenbahnnetz, doch dem Templiner Raum fehlten die Voraussetzungen für eine industrielle Entwicklung. Da die Stadt aber ans Eisenbahnnetz angeschlossen war, etablierte sich Templin aufgrund ihres Wasser- und Waldreichtums als Urlaubszentrum und Kurort. Bereits 1888 wurde der Stadt der Titel „Luftkurort“ verliehen. Parallel dazu entwickelte sich Templin als Schulstadt.
1893 entstand neben einer Armenschule eine höhere Privatschule, die 1924 in ein Reformrealgymnasium umgewandelt wurde.1910 wurde eine neue Bürgerschule auf dem Eichwerder eröffnet und 1912 das Joachimshalsche Gymnasium nach Templin verlegt.
Unterbrochen wurde diese positive Entwicklung durch den ersten Weltkrieg und die Auswirkungen der Bedingungen des Versailler Vertrages und der Inflation.
Trotzdem konnten die Templiner durch Wohnungsbauprogramme, Sportplatzbau, Einrichtung einer Landwirtschafts- und Hilfsschule ihr Leben normalisieren. Damals wuchs Templin durch den Bau neuer Wohnviertel wie Elsternest und Kuckucksheim über die Stadtmauer hinaus. Sogar der Bau eines neuen Kreiskrankenhauses und die Eröffnung einer Jugendherberge wurden realisiert.
In der Zeit des Nationalsozialismus war das gesamte Leben gleichgeschaltet, der Großteil der Bevölkerung folgte den braunen Machthabern. Das Erwachen kam durch den Bombenangriff vom 6. März 1944, dem 215 Menschen zum Opfer fielen und ca. 60 % der Innenstadt zerstört wurden. Noch heute, über 70 Jahre später gibt es immer noch Baulücken.
Nach dem 2. Weltkrieg, im Zuge einer Verwaltungsreform, kam der Kreis Templin 1952 zum Bezirk Neubrandenburg, die alten Wurzeln zu Brandenburg wurden gekappt. Templin wie auch der gesamte Bezirk Neubrandenburg blieb auf die Nahrungs- und Forstwirtschaft und auf den Tourismus orientiert. Anfang der 70er Jahre entstand im Bürgergarten das „Salvador- Allende- Heim“, 1984 die größte Urlaubereinrichtung in der DDR, das „Friedrich-Engels-Heim“, heute „Ahorn- See-Hotel“. Templin wurde 1971 „Staatlich anerkannter Luftkurort, 1985 und 1994 „Staatlich anerkannter Erholungsort“.
Nach der Wende verlor Templin 1993 seinen Kreisstadtstatus, viele kreisliche Einrichtungen und Verwaltungen verließen die Stadt.
Doch Templin baute auf Bewährtes und setzte neue Prioritäten.
Das im 2. Weltkrieg stark zerstörte Stadtbild hatte trotz einer Reihe von Neubauten in der DDR bereits seit den 80er Jahren einen Teil seines alten Flairs durch die Ausrichtung auf die barocke Stadtstruktur wiedererhalten. Nach der Wende ist es durch die Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft „Städte mit historischem Stadtkern“ gelungen, den historischen Stadtkern zu pflegen, behutsam zu erneuern und mit neuem Leben zu füllen.
Parallel wurde die umfassende Sanierung der Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen durchgeführt.
2017 konnte auf erfolgreiche 25 Jahre Stadtsanierung zurückgeschaut werden, in der kommunale und private Investoren ein Stadtbild geschaffen haben, das seinesgleichen sucht. Die Stadt ist wieder „Die Perle der Uckermark“. Unterstützt wird das noch dadurch, dass die Stadt aufgrund des entdeckten salzhaltigen Thermalwassers „Thermalsolsheilbad“ ist, wodurch sich Templin als familienfreundliche Kurstadt mit historischem Flair profiliert.
Dieser historische Abriss belegt u. a. auch, dass die Templiner immer wieder um ihre Stadt gerungen und sich für sie engagiert haben. Letzte Beispiele sind die Renovierung und Sanierung des „Multikulturellen Centrums“ bei der sich alle eingebracht haben oder die gegenwärtigen Bemühungen um die Wiederbelebung des „Joachimsthalschen Gymnasiums“, die auch immer mehr zum Anliegen aller werden.
Das alles beweist Heimatgefühl und Gemeinsinn, Identifikation - Templin ist ein Name für Einheimische und Touristen, Weggezogene kommen zurück, bringen ihre Familien mit.
Diese Identifizierung soll Anlass sein, die 750 Jahre der Ersterwähnung zu begehen.
Erstmals wurde so ein Fest 1932 begangen, allerdings anlässlich der 700jährigen Gründung der Stadt und auf Grund der Weltwirtschaftskrise um zwei Jahre verspätet. Man feierte also zwei Jubiläen zusammen – den Geburtstag der Stadt und 100 Jahre „Templiner Sängerverein“. Das hätte sich fast 1982 wiederholt, als man das schon für 1980 in Vorbereitung befindliche 750jährige Stadtjubiläum aus Kostengründen mit den 19. Arbeiterfestspielen zusammen zu begehen beschloss. Da der urkundliche Nachweis der Stadtgründung fehlte und dadurch staatliche Zuschüsse entfielen, wurde 1982 aber nur das „Fest der Forstarbeiter“ begangen und das Stadtjubiläum blieb ein Randereignis.
Nach der Wende feierte die Stadt endlich ihr Jubiläum der Ersterwähnung – 725 Jahre. In Erinnerung geblieben sind die drei „Torfeste“, gestaltet von Templinern für Templiner. Diese Ausführungen und Überlegungen waren Anlass, erneut die Feierlichkeiten zu einem Stadtjubiläum durch die Stadtverordneten zu beschließen – 750 Jahre Ersterwähnung zu feiern, zumal Jubiläen von Firmen und Gewerbetreibenden und der Templiner Werbegemeinschaft ebenfalls gefeiert werden können.
Bärbel Makowitz, Mitglied der Stadtfestprojektgruppe „Templin 2020“