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Von Schadenszauber, Hexerei und Bier

Auch in Templin kam der Verdacht von Schadenszauber und Hexerei auf.

Im Jahre 1538 hatte eine Hebamme, eine weise Frau aus Bötzow, dem heutigen Oranienburg, in ihrer Scheune einen Totenkopf gefunden und verdächtigte die Templinerin Weber, ihr diesen in Anspielung auf ihren Hebammenberuf bei einem Besuch hinterlegt zu haben. Da sie sich mit der Weberin sowieso nicht gut verstand, verbreitete sie öffentlich, dass in Templin beim Bierbrauen Totenköpfe genutzt würden, um mit diesem Getränk Schadenszauber und Hexerei zu betreiben. In Templin hatte damals jede siebente Hausstelle das Recht, Bier zu brauen. Mit dessen Verkauf in den umliegenden Dörfern wurde viel Geld verdient. Das damalige Templiner Bier „Postfelten“ hatte einen guten Ruf, den sich die Stadt nicht verderben lassen wollte. Deshalb gingen Templiner Brauer vor Gericht und verklagten die Bötzowerin beim dortigen Schlosshauptmann, Joachim Hake. Die Hebamme wiederholte vor Gericht ihre Behauptung und fügte hinzu, dass die Weberin einen Totenkopf auch in den Bierkrug des Templiner Bürgers Hans Radeke getan habe, um ihm einen Streich zu spielen. Der Fall wurde darauf hin sogar dem Kurfürsten Joachim II. in Berlin vorgetragen, da nicht nur der gute Ruf des Templiner Bieres auf dem Spiel stand. Dieser verwie die Angelegenheit zur Aburteilung an das „Große Templiner Stadtgericht“, das aus zwölf Räten und vierzig Bürgern bestand. Die beschuldigte Frau des Templiner Achim Weber verlangte von ihrer Widersacherin, vor Gericht die Aussage zu wiederholen. Nun zog diese die Behauptung zurück, die Templiner würden ihr Bier mit Totenköpfen verhexen. Sie blieb aber dabei, dass die Weberin ihr einen Totenkopf hingelegt hätte. Darauf hin wurde die Templinerin freigesprochen. Die Bötzower Hebamme wurde zur Strafe in Templin an den Pranger gestellt und abends nach Hause geschickt mit der Auflage, ihre Zunge in Zukunft zu hüten. Das Templiner Bier wurde weiterhin gern getrunken. Dieser Prozess ging als „Bierkrieg“ mit der Stadt Bötzow in die Templiner Analen ein.

 
Quelle: Templin – Eine märkische Stadt im Wandel der Geschichte; Schibri Verlag Milow
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